Gustav Adolf Neuber - Schöpfer der Asepsis

Gustav Adolf Neuber erbaute das heutige Sankt Elisabeth Krankenhaus 1885 als Neubersche Klinik, die erste nach streng aseptischen Grundsätzen. Neuber gilt weltweit als "Schöpfer der Asepsis".

Neuber wurde am 24. Juni 1850 geboren. Nach seinem Abitur in Altona studierte er Medizin, u.a. in Kiel. Nach seinem Staatsexamen und der Promotion wurde er erster Assistent unter Friedrich von Esmarch an der hiesigen Universitätsklinik. 1878 habilitierte er sich mit einer Arbeit über Operationen unter künstlicher Blutleere am Unterarm (Esmarch'sche Blutleere). Neuber konzentrierte seinen Forschungsdrang lebenslang auf die Verbesserung der gravierenden Hygienemängel, insbesondere im OP-Trakt. Damals wurden die Patienten bereits gut operiert - zu viele starben aber nach der OP an Wundinfektionen. Inspiriert durch Arbeiten von Robert Koch über die Ätiologie der Wundinfektionskrankheiten aus dem Jahr 1878 war Neuber davon überzeugt, dass die Erkenntnisse für die Behandlung infizierter Wunden und die Ausschaltung der Infektion bei der Operation nutzbar gemacht werden müssten.

Ziel der Asepsis ist es, Keime zu bekämpfen, bzw. ihre Ausbreitung zu verhindern. Eine totale Keimfreiheit wird es auch im Klinikleben nie geben können. Neuber ist zu verdanken, dass sich die Zustände im Krankenhaus revolutionär verbessert haben. Er hat sich jedes Detail im Klinikbetrieb genau angesehen und Veränderungen konsequent umgesetzt. Z.B. waren OP-Säle zu seiner Zeit ausgestattet wie Wohnstuben. mit Gardinen vor den Fenstern, Wand- und Deckenverzierungen, verschnörkelten Möbeln und Bildern an den Wän-den. Viel Unnötiges lag herum - alles Staub- und Bakterienfänger. Durch diese Beeinträchtigung der Reinlichkeit im OP entzündete sich nahezu jede Wunde und musste antiseptisch behandelt werden.

Neuber forderte Esmarch eindringlich auf, die Zustände zu ändern. Esmarch weigerte sich, so dass es zu einem tiefen Zerwürfnis zwischen beiden kam und Neuber sich im Königsweg 8 ein Wohnhaus kaufte, das er zur ersten aseptischen Klinik der Welt umbaute.

Prof. Dr. Gustav Neuber  (1850-1932)
Prof. Dr. Gustav Neuber
(1850-1932)

 

Gedenktafel für Prof. Dr. Gustav Neuber, Schöpfer der Asepsis
Gedenktafel für Prof. Dr. Gustav Neuber, Schöpfer der Asepsis

Neubers Meilensteine

Bauliche Neuerungen

Um die Keimverteilung zu verhindern wurden 5 OP-Säle eingerichtet, mit stringenter Festlegung darüber, welche OP-Arten ausschließlich in welchem Raum durchzuführen waren. Es wurden nur glatte, leicht zu reinigende und desinfizierbare Materialien verwendet. Abwässer wurden in geschlossene Behälter geleitet, ohne dass Kanalgase zurückströmen konnten. Das Heizungs- und Lüftungssystem wurde so perfektioniert, dass auf natürlichem Wege, ohne Motor, die Luft in einer halben Stunde komplett ausgetauscht wurde ohne nachteilige Auswirkungen auf die Luftfeuchtigkeit. Die gesamte Zuluft wurde gefiltert.

Raumdesinfektion

Um die Luft im OP staubfrei zu halten wurden die Wände und Decken eine Stunde vor der OP mit 5 %igem Carbolwasser besprengt.

Personal

Das Personal hatte regelmäßige Vollbäder zu nehmen und die Leibwäsche häufig zu wechseln. Vor dem Betreten der Säle musste das Personal durch den Nebel eines Sprengapparates gehen. Spezielle OP-Kleidung wurde Pflicht. Zuschauer hatten fortan keinen Zutritt mehr in den OP-Trakt. Aseptische Wundbehandlung: Die aseptische Wundbehandlung verhindert durch Desinfektion, dass schädigende Stoffe in die Wunde eindringen können. In der frühaseptischen Zeit wurden Wundverbände häufig gewechselt. Hautreizungen, starke Schmerzen und sogar Todesfälle waren an der Tagesordnung. Die von Neuber entwickelten Dauerverbände waren ein Segen für die Patienten.

Infektionsstatistik

Neuber dokumentierte alle Maßnahmen und Ergebnisse und kategorisierte diese. Mit den Erkenntnissen wurden die Behandlungen stetig verbessert. Diese Schritte leiteten im Krankenhauswesen und insbesondere in der Chirurgie eine neue Ära ein. Neuber verwirklichte als erster die heute noch geltenden Prinzipen der Asepsis. Sie wurden für Krankenhäuser und ihre Einrichtungen und der medizinischen Welt richtungsweisend.

Dieser langen Tradition verpflichtet genießt die Krankenhaushygiene in beiden Kliniken der Lubinus-Stiftung einen hohen Stellenwert bei Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Krankenhausinfektionen und Gesunder-haltung der Patienten, Mitarbeiter und Besuchern. Neider machten Neuber das Leben schwer Bis heute haben seine Erfolge nicht die nötige Anerkennung erfahren. Das Sankt Elisabeth Krankenhaus hat deshalb 2011 die Gustav Adolf Neuber Akademie gegründet und seine Arbeiten und Erfolge in einer Festschrift aufgezeichnet. In einer Dauerausstellung sind alte Instrumente und Tafeln über die Arbeit Neubers im Sankt Elisabeth Krankenhaus zu besichtigen. Neuber verkaufte seine Klinik 1920 an Dr. Carl Rehr. Er starb am 13. April 1932.