Schwerpunkte + Methoden

Korrekturoperationen der Beinachse (Angeborene und erworbene Fehlstellungen)

O-Bein und X-Bein-Korrektur, Deformitätenkorrektur, sog. Umstellungsosteotomie

Fehlstellungen der Beinachse können zu einer Fehlbelastung der angrenzenden Gelenke führen. Unbehandelt kann eine Deformität der Beinachse zu einer schweren Arthrose führen. Die häufigste Fehlstellung der Beinachse ist das O-Bein mit nachfolgender Mehrbelastung der Innenseite des Kniegelenkes. Aber auch Fehlbelastungen am Hüftgelenk, an der Kniescheibe und am Sprunggelenk können ihren Auslöser in einer Deformität der Beinachse haben.

Die Ursache für eine Fehlstellung der Beinachse kann ein fehlverheilter Knochenbruch sein. In den meisten Fällen aber bleibt die Ursache unklar: Die Deformität ist als "Laune der Natur" entstanden (siehe auch unser Schwerpunkt Kinderorthopädie).

Eine Aufgabe unserer Spezial-Sprechstunden besteht darin, eine mögliche Fehlstellung der Beinachse als Ursache von Gelenkbeschwerden zu identifizieren. Während sich ein Unterschied in der Beinlänge gut durch eine gründliche Untersuchung herausfinden lässt, ist für die Feststellung einer O-Bein oder X-Bein Abweichung in der Regel eine spezielle Röntgenaufnahme des ganzen Beines erforderlich - auch um das exakte Ausmaß dieser Abweichung auszumessen. Drehfehler (sog. Torsionsfehlstellung) können zumeist nur in einer speziellen CT-Untersuchung erkannt werden.

Im nächsten Schritt muss der exakte Ort der Fehlstellung herausgefunden werden. Hier gibt es zwar typische Lokalisationen; aber das O-Bein entsteht eben nicht immer im Bereich des Schienbeinkopfes, ein X-Bein auch nicht bei jedem Patienten oberhalb des Kniegelenkes, und die Dreh-Fehlstellung des Beines liegt auch nicht immer unterhalb des Hüftgelenkes.

Eine begleitende MRT-Untersuchung des betroffenen Gelenkes gibt Aufschluss über evtl. schon entstandene Begleitschäden am Gelenkknorpel oder am Meniskus.

Die Korrektur von Fehlstellungen der Beinachse ist einer der Schwerpunkte der Abteilung für Unfall- und arthroskopische Chirurgie, Sporttraumatologie. Diese Eingriffe gehören in die Gruppe der "Gelenk-erhaltenden Operationen". Das Ziel ist es, durch die Beseitigung der Deformität auch die Fehlbelastung des betroffenen Gelenkes zu beseitigen. Der (evtl. schon begonnene/eingetretene) Gelenkverschleiß soll in seinem weiteren Voranschreiten damit idealerweise aufgehalten, zumindest aber verlangsamt werden. Betont werden muss aber auch, dass ein schon vorliegender Verschleißschaden im Gelenk durch eine operative Korrektur der Beinachse nicht rückgängig gemacht werden kann.

Beispiel einer Fehlbelastung

Nachfolgend soll das Behandlungskonzept am klassischen Beispiel einer Fehlbelastung der Innenseite des Kniegelenkes aufgrund einer O-Bein Abweichung erklärt werden:

Röntgenaufnahme der Ausgangssituation (O-Bein)

Abb. 1
Röntgenaufnahme der Ausgangssituation (O-Bein)

Kontrollaufnahme während der OP

Abb. 2
Kontrollaufnahme während der OP

Die Beinachse ist korrigiert.

Abb. 3
Die Beinachse ist korrigiert.
Der entstandene keilförmige Spalt im Knochen wächst nach und nach wieder zusammen.

Zusammengewachsener Knochen nach 18 Monaten.

Abb. 4
18 Monate nach der OP ist der Knochen wieder fest zusammengewachsen und die Platte entfernt worden. Die sogenannte Traglinie verläuft nun durch das Zentrum des Kniegelenkes. Die einseitige Überlastung auf der Innenseite ist beseitigt.