Die infizierte Prothese (periprothetische Infektion)

Eine der gefürchtetsten Komplikationen nach jeder Form von Operation ist die bakterielle Entzündung. Da das „tote“ Material einer Endoprothese keinen Schutz durch eine eigene Immunabwehr genießt, ist ein Kunstgelenk stärker durch eine Infektion bedroht, als ein Gelenk ohne Fremdmaterial.

Prinzipiell gilt dieses für die gesamte Lebenszeit. Das bedeutet, dass Bakterien auch Jahre nach einer Implantation einer Prothese über die Blutbahn eine periprothetische Infektion auslösen können.

Geeignete Entzündungsherde können z.B. Tierbisse, tiefe Rhagaden, Zahnwurzelentzündungen, offene Beine oder eingewachsene Zehennägel sein. Sollte eine Zahnreinigung oder -behandlung anstehen, informieren sie ihren Zahnarzt, er wird sie dann mit einer Einmalgabe eines Antibiotikums schützen.

Auch im Rahmen einer Operation selbst kann eine Infektion erfolgen. Gelenkoperationen erfolgen stets in einem besonders reinen Raum, in dem in unserem Hause eine gerichtete Luftströmung vorherrscht, besondere Kleidung und Masken getragen werden und der nur mit extra gereinigten Schuhen betreten werden darf. Vor einer Operation erfolgt ein minutiöses Wasch- und Desinfektionsszenario und Chirurg und OP-Schwester ziehen sterile Kleidung an. Die Instrumente und Implantate sind sterilisiert und mehrfach verpackt.

Dennoch befinden sich Menschen in einem Raum und weder Personal noch Patient werden „abgekocht“, tragen also Bakterien auf der Haut, wo sie auch hingehören. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen gelangen Bakterien während der Operation in die Wunde, jedoch bewirkt im Normalfall die durch die o.g. Maßnahmen erreichte Verminderung der Keimanzahl ein Ausbleiben einer Entzündung. In seltenen Fällen ( 1-2 ‰) kann sich daraus eine Protheseninfektion entwickeln. Diese potentiell lebensbedrohliche Erkrankung gehört zwingend in erfahrene Hände, da sich diese Infektionen ganz anders verhalten, als andere Entzündungen in der Chirurgie. Eine Therapie unter Erhalt der Prothese ist nur bei einem Auftreten in den ersten 2-3 Wochen möglich. Eine Entzündung muss nicht zwingend mit Fieber und Rötung einhergehen, abhängig vom Keim kann es zu einem langjährigen Verlauf kommen. Beweisend ist hier eine Gelenkpunktion, die zu einem Nachweis der Bakterien führen kann. In unserem Hause wird, wenn möglich, der Austausch des Gelenkes gegen ein neues in einer Operation durchgeführt. Die Ergebnisse hierbei sind hervorragend und wurden international veröffentlicht. Dennoch gibt es auch Situationen, in denen 2 Eingriffe erforderlich sind, um die Entzündung zu beherrschen. Diese Situationen sind individuell sehr unterschiedlich und werden von Fall zu Fall mit den Patienten besprochen. „Hinter den Kulissen“ werden diese Operationen in Expertenteams vorbereitet, um optimal vorbereitet die Operation zu beginnen.